Menopause – Wechselbad der Gefühle
Rund um das 50. Lebensjahr beginnt die hormonelle Umstellung. Die weiblichen Sexualhormone nehmen ab, körperliche Veränderungen stellen sich ein und sorgen bei vielen Frauen für Beschwerden. Mittels Blutabnahme wird der Hormonstatus festgestellt, das heißt, dass das follikelstimulierende Hormon FSH überprüft wird, um festzustellen, wieviel Funktion die Eierstöcke noch zeigen. Ist dieser erhöht und der Östrogenspiegel niedrig, haben die Wechseljahre begonnen. Bleibt die Periode anhaltend für ein Jahr aus, wird die Menopause diagnostiziert. Auch im weiblichen Körper wird Testosteron (männliches Sexualhormon) gebildet, dessen Produktion in den Wechseljahren gleichbleibend ist, während Östrogen und Gestagen (weibliche Sexualhormone) abnehmen. Es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen den Hormonen, das sich in Beschwerden manifestiert. Im Durchschnitt findet die letzte Menstruation der Frau zwischen dem 51. und 52. Lebensjahr statt – auch eine frühe Menopause ab 45 ist möglich. Mit 55 Jahren ist aber fast jede Frau in den Wechseljahren angekommen.
„Wie kann ich feststellen, ob ich in den Wechseljahren noch schwanger werden kann?“
Dr. Thorsten Graf: „Im Grunde geht es darum, ob ein Eisprung noch stattfindet oder nicht. Ein Hormonstatus, der durch Blutabnahme festgestellt wird, kann darüber Aufschluss geben. In jedem Fall sollte man bis zum Abschluss des Wechsels noch verhüten.“
Wechselbeschwerden
Ein verkürzter Zyklus sowie unregelmäßige Monatsblutungen oder Zwischenblutungen kündigen die bevorstehende Menopause an. Viele Frauen leiden während dieser Zeit unter vielfältigen Beschwerden wie:
- Hitzewallungen
- Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen
- Gewichtszunahme
- Trockenen Schleimhäuten
- Schweißausbrüchen
Zahlreiche Therapieformen können helfen. Gemeinsam mit dem Frauenarzt, Dr. Thorsten Graf, kann die Patientin herausfinden, welche Art von Behandlung die richtige ist. Pflanzliche Präparate, Neuraltherapie oder Hormontherapie, alles ist möglich. Ein offenes Beratungsgespräch kann zum Ziel führen.
„Ich bin schon seit einigen Jahren im Wechsel und nehme immer mehr zu, was kann ich dagegen tun?“
Dr. Thorsten Graf: „Dies hat zumeist nur am Rande mit dem Wechsel zu tun. Wassereinlagerungen können schon auch hormonbedingt sein. Auch eine Überprüfung der Schilddrüsen-Hormone kann in diesem Fall sinnvoll sein. Mit fortschreitendem Lebensalter nimmt der Grundumsatz ab, daher kann es bei gleichem Ess- und Bewegungsverhalten zu Gewichtszunahme kommen.“
„Mir wurde die Gebärmutter entfernt, komme ich jetzt automatisch in den Wechsel?“
Dr. Thorsten Graf: „Nein, weil die Gebärmutter selbst nichts mit der Hormonproduktion zu tun hat. Für die Geschlechtshormon-Produktion sind die Eierstöcke zuständig. Daher werden bei einer Gebärmutterentfernung bei prämenopausalen Patientinnen nur die Gebärmutter selbst und die Eileiter als Schutz vor Eierstockkrebs entfernt. Nur wenn Erkrankungen der Eierstöcke selbst vorliegen, werden diese operativ entfernt und nur dann kommt man in den künstlichen Wechsel.“
Vaginale Trockenheit und Bindegewebsschwäche
Im Laufe der Zeit verändert sich der weibliche Körper, die Haut verliert an Vitalität und Elastizität. Dabei handelt es sich um einen normalen Prozess, der auch mit Bindegewebsschwäche oder Trockenheit einhergehen kann. Die Beckenbodenschwäche gemeinsam mit der Abnahme der Bindegewebselastizität können zu unterschiedlichen Senkungsproblemen führen. Hier kann sich einerseits die Harnblase in die Scheide vorwölben oder auch der Mastdarm. Auch eine Senkung der Gebärmutter selbst ist möglich. Hier gilt es möglichst früh therapeutisch gegensteuernd einzugreifen, um eine eventuell notwendige Operation möglichst lange hinauszuschieben. Durch die wechselbedingte Abnahme der natürlichen Östrogene kann es auch zu einem quälenden Juckreiz oder auch zu Infektionen kommen. Darüber hinaus kann das positive Sexualerleben dadurch eingeschränkt sein. Vielfältige Therapiemöglichkeiten können Abhilfe schaffen, eine genaue Diagnostik und eine eingehende Beratung sind hier zielführend.
„Seitdem ich im Wechsel bin, leide ich unter einer trockenen Scheide. Was kann ich dagegen unternehmen?“
Dr. Thorsten Graf: „Wenn man keine Hormone zuführen möchte, dann kann Neuraltherapie sehr gut helfen. Auch die Gabe von östrogenhaltigen Vaginalzäpfchen kann gut helfen und wenn man diese, wie zumeist ausreichend, nur zweimal pro Woche benötigt, dann ist die systemische Hormonbelastung mit ihren Risiken auch nur gering.“
Infektionen der Vagina / Scheideninfektion
Typische Symptome einer Infektion im Bereich der Vagina sind Juckreiz, Brennen oder Rötungen. Oft sind Pilze oder Bakterien die Auslöser, jedoch kann sich die Scheidenschleimhaut auch aufgrund von Hormonmangel gereizt anfühlen. Der pH-Wert sinkt aufgrund fehlender Östrogene, was ebenfalls eine Begleiterscheinung der Wechseljahre ist, dadurch reduzieren sich die Milchsäurebakterien und damit der natürliche Schutz der Vagina. Auch die Durchblutung im Scheidenbereich fällt geringer aus und ermöglicht Krankheitserregern ein leichteres Eindringen. Scham ist an dieser Stelle nicht angebracht, jedes Gespräch mit dem Gynäkologen, Dr. Thorsten Graf, hilft das Problem zu lösen.
„Ich leide, seitdem ich keine Regel mehr habe, immer öfter unter Scheideninfektionen, gibt es eine andere Möglichkeit als Medikamente einzunehmen?“
Dr. Thorsten Graf: „Ja, hier kann die Regulationsmedizin der Neuraltherapie meist eine deutliche Verbesserung herbeiführen. Auch der Aufbau der guten Scheidenflora mit Suppositorien (Zäpfchen) kann gut helfen. Eine eingehende Untersuchung mit Abstrichen und der Beurteilung der Schleimhaut ist notwendig.“
Hormone und Schilddrüse
In der Schilddrüse werden wichtige Hormone für unseren Stoffwechsel produziert. Ist dieser Prozess beeinträchtigt, kommt es zu einem Ungleichgewicht, welches eine Gewichtszunahme ohne vermehrte Nahrungsaufnahme mit sich bringen kann. Depressionen, Haarausfall oder Müdigkeit sind ebenfalls typische Merkmale. Die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren begünstigt die Symptome der Schilddrüsen-Unterfunktion und sollte nach Abklärung durch ein Arztgespräch bei Dr. Thorsten Graf unbedingt behandelt werden.
„Seitdem ich im Wechsel bin, schwanken meine Gefühle in rascher Abfolge zwischen ,supergut drauf‘ und ,am Boden zerstört‘. Können Sie mir helfen, wieder zu der ausgeglichenen Person zu werden, die ich war?“
Dr. Thorsten Graf: „Es gibt viele Möglichkeiten Ihnen zu helfen. Einerseits kann man Abhilfe mit gut wirksamen pflanzlichen Präparate schaffen. Andererseits kann auch die Neuraltherapie sehr gut wirken. Falls beide Methoden nicht zum Ziel führen sollten, besteht immer noch die Möglichkeit einer Hormonersatztherapie.“
Regulierung der Hormonausschüttung und des Stoffwechsels
Unser Stoffwechsel wird durch Hormone gesteuert. Unser Körper bedient sich der Regulation, also der Steuerung, welches Hormon in welchem Ausmaß gebildet werden muss. Insulin steuert den Blutzuckerspiegel, Ghrelin gestaltet unseren Appetit, Cortisol ist für den Stress verantwortlich, während Leptin das Hungergefühl regelt und Glucagon-like peptide-1 (kurz GLP-1) wiederum die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse beeinflusst. Die gesamte Regulation des Körpers kann durch Neuraltherapie positiv unterstützt werden, daher ist mein erster Zugang zumeist die Neuraltherapie.
„Ich möchte keine Medikamente nehmen, gibt es eine alternative Methode, um meine Hormone wieder ins Gleichgewicht zu bringen?“
Dr. Thorsten Graf: „Ja, auf der einen Seite gibt es gut wirksame pflanzliche Präparate, welche den Organismus in dieser Umstellungsphase positiv unterstützen können. Da es sich im Wechsel, und vor allem bei den negativen Symptomen in dieser Umstellungsphase um eine Regulationsstörung funktioneller Natur handelt, ist andererseits die Neuraltherapie als Methode der Wahl anzusehen.“
Stimmungsschwankungen
Gemütsveränderungen gehören, genauso wie die Unregelmäßigkeit der Monatsblutung, zu den Wechseljahren, – Depression und Glücksmoment liegen eng beieinander. Frauen sind mit Stimmungsschwankungen, die ebenso vor der Menstruation auftreten, vertraut. Nimmt die Hormonproduktion während der Menopause ab, bringen bereits Kleinigkeiten Frauen aus dem Gleichgewicht. Der Mangel an Östrogen löst Symptome wie Nervosität, Reizbarkeit, Angstzustände und depressive Verstimmung aus, auch Vergesslichkeit und deutlicher Leistungsabfall können auftreten. Der Wechsel ist eine naturgegebene Entwicklungsphase im Leben der Frau. Eine gewisse Akzeptanz von Symptomen und Veränderung in dieser Lebensphase ist sinnvoll. Bei ausgeprägter Symptomatik ist eine eingehende Beratung sowie individualisierte Therapie notwendig.
„Meine Mutter hat seit einigen Monaten extrem starke Stimmungsschwankungen, kann das mit ihrem beginnenden Wechsel zusammenhängen?“
Dr. Thorsten Graf: „Jede hormonelle Veränderung in unserem Körper kann zu Stimmungsschwankungen führen. Man denke nur an die Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft. Natürlich kann auch ein sich ankündigender Wechsel diese Symptome hervorrufen.“
Übermäßiges Schwitzen
Bereits vor dem Einsetzen der wirklichen Menopause können Hitzewallungen auftreten. Das Herz klopft heftig oder rast, Schweißausbrüche mit einhergehender Rötung im Gesicht treten auf. Genauso schnell wie diese Wallungen auftreten, sind sie auch vorbei und lösen danach ein Frösteln aus. Es wird angenommen, dass die hormonellen Schwankungen der Wechseljahre die Wärmeregulation des Körpers stören, sie enden, sobald die Hormonumstellung vollzogen ist. Auch heftiger Nachtschweiß prägt diese Zeit und zehrt an den Nerven der Betroffenen. Wie lange der Wechsel dauert, ist von Frau zu Frau verschieden. Bei manchen dauern die unangenehmen Begleiterscheinungen nur wenige Monate, andere wiederum leiden Jahre lang. Pflanzliche oder hormonelle Präparate sowie auch Neuraltherapie können diesen Zustand abmindern.
„Seitdem ich im Wechsel bin, schwitze ich übermäßig, die ,Sturzbäche‘ im Gesicht oder Nacken, eigentlich am ganzen Körper, sind mir schon peinlich. Was kann ich dagegen tun?“
Dr. Thorsten Graf: „Schwitzen ist eines der Kardinalsymptome unseres vegetativen Nervensystems. Die Neuraltherapie kann eine deutliche Linderung dieser Symptome hervorrufen. Auch hier sind pflanzliche Präparate zusätzlich zur Neuraltherapie sinnvoll. In sehr hartnäckigen Fällen kann aber auch eine vorübergehende Hormonersatztherapie notwendig werden.“
Lustlosigkeit / Libidoverlust
Die Wechseljahre können auch zur Herausforderung in Bezug auf sexuelles Empfinden und Sexualappetenz werden. Neben Beschwerden wie Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen, klagen viele Frauen auch über sexuelle Unlust. Auch hier spielt der Hormonhaushalt eine große Rolle. Während des Eisprungs ist die sexuelle Begierde am größten. In der Menopause reduziert sich die Anzahl der Eisprünge und somit nimmt auch die Libido ab. Gut zu wissen ist, dass Sexualität mehr ausmacht, als die Lust auf Geschlechtsverkehr. Auch Kuscheln und emotionale Nähe sind wichtig, um ausgeglichen durchs Leben zu gehen. Durch gezielte lokale Östrogen-Substitution oder aber auch positive Beeinflussung der hormonellen Regulation durch Neuraltherapie kann die Libido wieder gesteigert werden.
„Ich hatte früher wirklich Spaß am Sex, aber seit ich im Wechsel bin, bemerke ich eine starke Lustlosigkeit! Kann ich etwas dagegen unternehmen?“
Dr. Thorsten Graf: „Eine lokale Verabreichung von Östrogenen in Form von Vaginalzäpfchen oder -cremen kann einerseits zu einer besseren Scheidenbefeuchtung und aufgrund des zum Teil systemisch übertretenden Östrogens andererseits zu einer Steigerung der Libido führen. Ebenso können pflanzliche Präparate bei der Regulation helfen. Unterstützend kann auch die Neuraltherapie Anwendung finden. Als letzte Möglichkeit bleibt auch hier wieder die Hormonersatztherapie als Lösung.“
Hormonersatztherapie
Es gibt eine Möglichkeit, Beschwerden während der Menopause zu reduzieren. Der Mangel an eigener Hormonproduktion kann durch den Einsatz einer Hormonersatztherapie reguliert werden. Wichtig ist zu wissen, dass diese Form der Therapie nicht dazu führen soll, den Hormonhaushalt, wie er vor Beginn der Wechseljahre bestanden hat, wiederherzustellen, sondern die Beschwerden, die damit einhergehen, zu lindern. Jede Frau darf selbst entscheiden, ob sie sich einer solchen Therapie unterziehen möchte oder pflanzliche Alternativen bevorzugt. Informationen dazu liefert ein offenes Gespräch mit dem Gynäkologen, Dr. Thorsten Graf. Pflaster, Gel, Cremes, Salben, Scheidenzäpfchen oder Tabletten – es gibt viele Möglichkeiten, die helfen können.
„Eine Freundin behauptet, dass eine Hormonersatztherapie das Krebsrisiko erhöht. Stimmt das?“
Dr. Thorsten Graf: „Wenn eine alleinige Gabe von Östrogenen ohne Gestagen-Substitution erfolgt, dann erhöht sich das Risiko von Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom). Beim Brustkrebsrisiko (Mammakarzinom) ist das differenziert zu sehen. Hier ist es körpergewichtsabhängig, inwieweit eine solche Therapie das Risiko erhöhen kann. Daher ist eine Hormonersatztherapie immer individuell an die Bedürfnisse und Gegebenheiten der Patientin anzupassen.“
Knochendichte
Der schützende Effekt von Östrogen fällt bei der Frau in oder nach den Wechseljahren weg. Daher vermindert sich natürlicherweise die Dichte der Knochen. Dieser Prozess ist bis zu einem gewissen Grad normal. Allerdings ist in dieser Lebensphase eine Knochendichtemessung sinnvoll, um eine eventuell beginnende Osteoporose rechtzeitig zu erkennen. Gegebenenfalls kann mit der Gabe von Calcium und Vitamin D sowie regelmäßiger Bewegung gut gegengesteuert werden.
„Bei meiner Schwiegermutter wurde postmenopausale Osteoporose diagnostiziert. Würden Sie ihr eine Hormonersatztherapie empfehlen?“
Dr. Thorsten Graf: „Eine Hormonersatztherapie kann die Knochendichte signifikant verbessern. Allerdings auch die Substitution von Calcium und Vitamin D kann schon zu einer Verbesserung beitragen. Auch pflanzliche Präparate sind hier als Gegensteuerungsmaßnahme möglich.“
Vitamin-D-Check
Der Körper durchlebt während der Menopause so manches Hormonungleichgewicht. Außerdem wird mit zunehmendem Alter weniger Vitamin D vom eigenen Körper produziert, wodurch die Anfälligkeit für Infektionen steigt und Schlafprobleme, Kopfschmerzen oder depressive Verstimmungen vorherrschen. Vitamin D ist dafür verantwortlich Calcium in die Knochen zu transportieren, um diese bewegungsfähig aber auch fest zu erhalten. Daher ist in dieser Lebensphase eine Blutabnahme zur Vitamin-D-Bestimmung sinnvoll.
„Genügt ein täglicher ausgedehnter Spaziergang wirklich, um den Vitamin-D-Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen?“
Dr. Thorsten Graf: „Wenn ein ausgeprägter Vitamin-D-Mangel vorliegt, dann ist natürlich Bewegung im Freien und insbesondere Sonnenexposition positiv zu bewerten. Bei einem ausgeprägten Mangel allerdings, wird zusätzlich auch eine Vitamin-D-Substitution angeraten. Wegen eines Vitamin-D-Mangels allein ist nur in wenigen Fällen eine Hormonersatztherapie notwendig.“
Vitamin-B-Shots
Verantwortlich für die Bildung wichtiger Nervenbotenstoffe sind die B-Vitamine. Serotonin ist der Botenstoff, der für Ausgeglichenheit und Ruhe sorgt. Melatonin steuert unseren Tag-Nacht-Rhythmus. B-Vitamine unterstützen somit unser Nerven- und Immunsystem, sorgen dafür, dass unsere psychischen Funktionen, wie Erinnerung und Konzentration, aktiv sind und helfen Müdigkeit und Abgeschlagenheit zu verringern. Eine gezielte Zufuhr von Vitamin B in oraler Form bzw. auch intravenös kann sinnvoll sein.
„Seit einiger Zeit habe ich starke Gelenksschmerzen, können diese auf einen Vitamin-B-Mangel hindeuten?“
Dr. Thorsten Graf: „Gelenksbeschwerden sollten stets orthopädisch und radiologisch abgeklärt werden. Schmerzen im Bereich der Muskulatur oder der Nerven sind eher auf einen Vitamin-B-Mangel zurückzuführen. Meistens bestehen auch Knorpeldefekte oder andere Strukturdefekte, welche zu Gelenksbeschwerden führen können. Auch eine rheumatologische Abklärung kann sinnvoll sein. Gelenksbeschwerden sind ein vielschichtiges Problem und müssen allenfalls abgeklärt werden. Nur wenn ein isolierter Vitamin-B5-Mangel vorliegt, können daraus Gelenksschmerzen resultieren.“
Beckenboden
Die Stärkung des Beckenbodens ist auch im Klimakterium wichtig, nicht nur rund um die Geburt eines Kindes. Immer wieder leiden Frauen während der Wechseljahre unter einer scheinbar grundlosen Blasenschwäche, sowie auch unter Senkungsproblemen.
Durch die Umstellung im Wechsel, aber auch durch das fortschreitende Lebensalter kommt es zu Elastizitätsverlust und Bindegewebsschwäche im Bereich des Beckenbodens. Die Beckenbodenmuskulatur sollte regelmäßig trainiert werden. Wie jeder andere Muskel, werden auch diese Muskeln durch die Inaktivität schwach. Ein gezieltes Wahrnehmungstraining durch spezialisierte PhysiotherapeutInnen ist zumeist der erste Schritt einer Behandlung. Eine lokale Östrogenisierung unterstützt das gezielte Training sehr gut. Ein schwacher Beckenboden kann auch zu ungewolltem Harnverlust führen.
„Gibt es außer Beckenboden-Übungen noch andere Möglichkeiten, die Bindegewebsschwäche im Beckenboden in den Griff zu bekommen?“
Dr. Thorsten Graf: „Auf eine ausreichende Östrogenisierung der Scheide ist zu achten, wobei sowohl Östrogenzäpfchen als auch eine Östrogen-Vaginalcreme zum Einsatz kommen kann. Zusätzlich besteht die Möglichkeit einer Strom-Konus-Therapie. Ein gezieltes Beckenbodentraining in Form eines Einzeltrainings mit PhysiotherapeutInnen ist anzuraten. Hauptproblem beim Training unseres Beckenbodens ist die gestörte Wahrnehmung. Zunächst muss ein Wahrnehmungstraining stattfinden und erst auf dieser Basis kann die Muskulatur wirkungsvoll trainiert werden.“
Vulvodynie
Vulvodynie bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt „Schmerz im Schambereich“ und bezeichnet anhaltende Schmerzen im Bereich des Scheideneingangs, ohne Erkennbarkeit von Ursachen. Es handelt sich dabei oft um myofasziale Schmerzursachen des Beckenbodens, wodurch brennende Schmerzen auftreten, die die gesamte Haut der äußeren Geschlechtsorgane bis hin zum After betreffen. Auch Geschlechtsverkehr ist sehr häufig schmerzhaft, manchmal auch gar nicht möglich aufgrund dieses Erkrankungsbildes. Durch die Verabreichung eines Lokalanästhetikums mittels Neuraltherapie, kann eine spürbare Beruhigung der Schmerzen rund um diesen gynäkologischen Bereich der Faszien der Beckenbodenmuskulatur erfolgen. Häufig liegt auch eine deutlich erhöhte Muskelspannung im Bereich der Beckenbodenmuskulatur oder auch Glutealmuskulatur vor. Auch ferne Störfelder wie Narben im Bauchbereich aber auch Zahnstörfelder können hier eine Rolle spielen. Das Beschwerdebild einer sogenannten Vulvodynie, das sind genau die Schmerzen am Scheideneingang, teilweise auch in die Scheide hineinreichend, die manchmal auch in Ruhe, aber auch häufig bei Belastung, sprich bei Geschlechtsverkehr auftreten können, stellt ein häufiges Krankheitsbild dar. Sehr oft kommen Patientinnen aus falschem Schamgefühl nicht in die Ordination, um diese Problematik zu besprechen. Manche werden dann häufig von Kollegen auf Infektionen abgeklärt, sei es HPV-Infektion, Pilzinfektion oder bakterielle Infekte. Genauso wie die Kollegen, kläre ich im Vorfeld die Infektionszustände mittels Abstrichen auch immer ab. Sehr oft ist aber nichts im Befund zu finden, die quälende oder gar schmerzende, juckende Beschwerde-Symptomatik besteht aber trotzdem. Dies erklärt sich entweder aus vormaligen Infektionen, die den Bereich der sensiblen Vulva in einen erhöhten Reizzustand versetzt haben, aber auch operative Eingriffe bzw. Belastungen für den Körper können eine wesentliche Rolle spielen. Die Neuraltherapie stellt durchaus eine vielversprechende Alternative zur Einnahme von Schmerzmitteln dar. Für das Krankheitsbild der Vulvodynie gibt es sonst nicht sehr viele hilfreiche Therapieformen.
„Meine Freundinnen haben Spaß am Sex. Für mich ist er allerdings vor allem eines: schmerzhaft. Gemeinsam mit meinem Freund haben wir alles versucht: Gleitgel, Kondome, ganz viel Zärtlichkeit – aber nichts hilft. Meine Vulva brennt, manchmal habe ich das Gefühl als würde sie zerreißen. Noch Stunden danach brennt und juckt meine Scheide. Nun hat mir eine Freundin von einer Regulations-Schmerztherapie erzählt, die helfen soll?“
Dr. Thorsten Graf: „Die Vulvodynie, sprich die Schmerzen am Scheideneingang, stellt leider auch sehr häufig bei jungen Frauen ein großes Problem dar. Gerade in dieser Lebensphase, in der Sexualität eine große Rolle spielt, ist diese Erkrankung besonders Leid bringend. Klassische gynäkologische Behandlungsmethoden schaffen leider nur in seltenen Fällen gute Abhilfe. Mithilfe der Neuraltherapie schafft man es aber, zu einem hohen Prozentsatz zumindest eine Linderung, in einzelnen Fällen sogar eine Heilung dieses Beschwerdebildes herbeizuführen.”